Radierung

ATELIER 100

Bibi und Friedrich F. Zuther in Berlin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die ersten Schritte hat mir Martha Astfalck-Vietz beigebracht, 1985, in ihrem Atelier. Seit etwa 2000 habe ich eine eigene Presse, mit der ich mir alles Weitere selbst erarbeitet habe.

 

Irgendwann reizt mich ein Motiv, oft eine eigene Zeichnung, daß ich eine Radierung daraus machen möchte. Dann muß ich das Motiv erst einmal in den passenden Maßstab umsetzen und am besten gleich spiegeln, denn das Druckverfahren spiegelt es noch einmal.

 

Ich arbeite immer mit der Kaltnadel - das heißt, ich ritze meine Zeichnung mit einer Stahlnadel in die Druckplatte. Ätztechniken, wie Vernis mou, wende ich hier nicht an; Zwischentöne, "Grautöne", erzeuge ich durch verschiedene Schraffuren oder aber, und das mache ich sehr gern, durch gezieltes Auswischen der Platte beim Drucken.

 

Oft gibt es also mehrere Versionen von derselben Platte. Zuerst einmal, weil ich nach dem ersten Abdruck finde, daß ich hier oder dort noch etwas nacharbeiten oder hinzufügen sollte. Dann aber auch, wenn ich beim Auswischen mehr Farbe stehen lasse. Gut ist das zu sehen an den beiden Bildern "Traumflieger" und "Nachtflug". Für den Nachtflug habe ich Mond und Sterne hinzugefügt, und den Nachthimmel habe ich bei Wischen "stehen gelassen".

 

Um eine Druckplatte anzulegen, braucht es mehr oder weniger Zeit; eben auch mit dem Ändern / Ergänzen nach dem ersten Druck, nach weiteren "ersten" Drucken.

 

Und dann braucht jeder Druck, jedes einzelne Exemplar wieder seine eigene Zeit!

Das Papier auf die passende Größe / Übergröße zuschneiden - nein, nicht schneiden, sondern trennen, mit dem Falzbein, denn es gehört sich so, daß man eine gerissene Kante sieht - so ähnlich, wie beim handgeschöpften Papier... und dann einweichen, nicht zu viel; es muß weich sein, damit es beim Druck in die Vertiefungen - die Ritzungen - der Platte eindringen und dort die Farbe aufnehmen kann.

Die Platte einfärben, die Farbe in die Ritzungen einarbeiten. Schön gleichmäßig! ...oder auch nicht - das kann interessant aussehen, aber es gilt als Fehler.

 

Und nun die Farbe wieder abwischen. Nur in den Ritzen soll die Farbe stehenbleiben, von allen glatten Partien soll sie wieder fort. Da kann man kurz und ungeduldig wischen oder lange und hingebungsvoll und mit Wischlappen verschiedener Qualität; ich sah einmal eine Künstler, der als vorletzte Stufe Zeitungspapier nahm, und dann als letzte Stufe eine Seite aus dem Telefonbuch: das ist ein ganz dünnes und glattes Papier, damit erreichte er die größtmögliche Abwesenheit von Druckfarbe, das weißeste Weiß - aber so weit gehe ich meistens nicht. Ein Hauch von Färbung auf den freien Flächen, das nennen wir den "Plattenton" und er mag als Erkennungszeichen einer Radierung gelten. - Das partielle Auswischen, wie ich es liebe, braucht aber auch seine Zeit, da muß ich die Grenzen einzelner Bereiche möglichst genau wiedergeben und arbeite mitunter mit Q-Tips und Zahnstocher. Solange die Geduld reicht, und die Farbe nicht austrocknet.

 

Das Drucken selbst geht dann vergleichsweise schnell: Die Platte auf den Drucktisch legen, das Papier darüber, den druckverteilenden Filz darauf und dann einmal unter der Druckwalze durchfahren. Voller Erwartung den Filz abnehmen, das Papier abheben und - Überraschung! wieder einmal ist ein Druck geglückt? ist er so geworden, wie ich mir das vorgestellt habe, oder doch nicht ganz?

 

Nach kritischer Betrachtung kommt das Papier in den Trockenstapel, wo es unter Beschwerung schön glatt und trocken werden kann. Und dann nehme ich mir die Platte vor: erst einmal säubern, dann nacharbeiten, dann neu einfärben, auswischen... siehe oben.

 

Anmerkung: im Album ist auch eine Arbeit in Vernis mou zu sehen, die ich als Gast in einem Workshop angefertigt habe. Nein, dafür werde ich mich nicht einrichten... das dauert ja noch länger... obwohl, dann wären die Zwischentöne in der Platte "konserviert", und das Auswischen ginge schneller.

 

Schaut mal in das Album rein!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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